Keiner von uns hat damit gerechnet, obwohl Michaela schon lange sehr krank war, dass sie so plötzlich sterben würde. Sie hat zwar Bemerkungen über ihre Schmerzen gemacht, aber keine großen Klagen. Noch am Sonntag brachte ihr Herr Udo Schröder, praktischer Arzt aus Leck, eine Packung Antibiotika, damit sie ihre Entzündungsschmerzen lindern konnte. Die komplette Familie Günther rechnet ihm das hoch an.
Weil sie die Treppen nach oben in ihre Wohnung nicht mehr steigen konnte, kommunizierten wir über Signal mit unseren Telefonen. Kurz vor 20 Uhr am 14. Mai 2021 bekam ich eine Nachricht: „Kannst du mir das Fenster zumachen, oder ein anderer von euch?“ Ich wusste, dass meine Frau mit fast 77 Jahren auch nicht mehr so verliebt in die alte Holztreppe war und beschloss, selbst nach oben zu gehen. – Hier muss ich einen Gedankensprung machen, weil mir die kleine rote Katze auffiel. Wir nannten sie immer Miezekatze, damit wir sie vom grau getigerten Kater unterscheiden konnten.
Diese Katze verhielt sich auffällig in der Weise, dass sie am liebsten zu mir oder Michaela kam, sofern sie ein „Anliegen“ hatte. Wenn ich beim Fernsehen saß und sie kam plötzlich zu mir geschlendert, schaute zu mir hoch und piepste mit ihrem dünnen Stimmchen, dann war sie sicher, dass ich sie verstehen musste. Ich hatte mir das so gemerkt: Wenn sie in mein Arbeitszimmer kommt und einfach nach dem Miau weitergeht und mich nicht beachtet, dann sucht sie ein sicheres Versteck vor Hund und Kater. Sie wird irgendwo hinter Computer oder Drucker liegen, beruhigt schnurren und mich nicht weiter stören. Wenn sie aber ankommt, mir in die Augen schaut, Miau macht und ein paar Schritte zur Tür geht, dann soll ich mitkommen. Wenn ich nicht reagierte, dann widerholte sie den Vorgang, oder sie setzte sich demonstrativ vor mich hin, bis sie mich aufgescheucht hatte. In dieser Beziehung gibt es noch einiges über die Katzensprache, die ich zu lernen habe. Zum Verständnis dieser Geschichte soll das aber genügen.
Die Miezekatze fiel mir an diesem Abend auf, weil sie immer wieder zu mir kam, mich anschaute und zur Tür ging. Dann ging sie aber nicht zur Haustür, um wie gewöhnlich nach draußen zu gelangen, sondern sie ging bis an die Treppe, die zu Michaelas Wohnung führte. Sie wollte unbedingt, dass ich mit hochkomme, denn auf halber Höhe blieb sie stehen und schaute mir wieder tief in die Augen und wartete. – Ich erinnerte mich jetzt an die Nachricht von Michaela und dachte, dann kann ich auch gleich das Fenster schließen. Ich ging also ganz mit nach oben. Die Miezekatze schien zufrieden, als wir oben angelangt waren. Sie sprang auf Michaelas Bett und von dort auf den Schreibtisch vor dem Fenster. Sie schnupperte ein wenig herum und legte sich dann entspannt und gemütlich auf die Fensterbank, wo sie sofort genüsslich zu schnurren anfing.
Michaela saß aufrecht im Bett und machte Übungen mit ihrem großen Trainigsball. Es schien ihr nicht so schlecht zu gehen, wie wir das schon früher von Zeit zu Zeit beobachtet hatten. Als ich das Fenster geschlossen hatte fragte ich: „Brauchst du sonst etwas? Soll ich Fernsehen anmachen?“ „Nein, lass nur“, sagte sie. „Ich werde gleich schlafen gehen.“ „Ok, schlaf gut!“
Das waren die letzten Worte, die ich mit meiner Tochter gewechselt hatte. Aber das wusste ich damals natürlich nicht. Beim Verlassen der Wohnung schaute ich mich noch einmal um, ob z. B. das Notlicht brannte, ob der Weg zum Klo freigeräumt war oder ob irgendein Stromverbraucher außer dem Kühlschrank noch in Gang war. Dann ging ich die Treppe hinab. Bei einem letzten Kontrollblick sah ich die Katze auf der Fensterbank und Michaela noch immer im Bett sitzen.
Unser Schlafzimmer liegt genau unter Michaelas Zimmer und so hörten wir früher schon einmal Geräusche in der Nacht. Zum Beispiel wenn etwas umgefallen war, oder Michaela in ein anderes Zimmer ging. Auch den dicken fetten Kater hörte man schon mal herumspringen, wenn er mit etwas fangen spielen wollte oder sich sonst irgendwie betätigte. In dieser Nach war alles still, totenstill!
Gegen 7 Uhr am Morgen des 15. Mai 2021, wenige Wochen vor Michaelas neunundvierzigsten Geburtstag ging meine Frau die Treppe hoch um zu erfragen, was Michaela denn heute essen könne. Ihre Krankheit machte die Ernährung zu einer komplizierten Aufgabe weil Michaela – je nach Tagesverfassung – schon lange nicht mehr jede Nahrung essen konnte. Oben angekommen schrie meine Frau um Hilfe: „Kommt schnell alle beide „, (Sie meinte unseren jüngsten Sohn und mich ), „ich kann Michaela nicht alleine ins Bett zurück heben.“ Oben angekommen versuchten wir, unsere Tochter/Schwester ins Bett zurück zu heben. Dabei fühlte sie sich seltsam kalt an und ihre Gliedmaßen waren wie steif gefroren. Sie war tot.
Die Miezekatze schnurrte noch immer in der Fensterbank und verließ ihren Platz erst, als Rettungsdienst und Amtsarzt eintrafen.
Wenn die Miezekatze mich heute anschaut dann scheint sie zu fragen: „Hast du auch alles getan für deine Tochter als sie noch lebte? Wenn ich sprechen könnte, würde ich dir viel erzählen können.“
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